Öffentliche Veranstaltung in Frankfurt/04.11.2023
Samstag, 4. November 2023, 19:30-21:30 Uhr
SEGENSREICH ODER GEFÄHRLICH?
Die Goldenen Verse des Pythagoras
Gabriele Quinque
Ort: Logenhaus, 2. Stock, Kaiserstr. 37, Frankfurt am Main
Eintritt frei

Die Goldenen Verse des Pythagoras erweisen sich als Schatz von tiefgründiger Bedeutung für die Psyche. Pythagoras selbst wollte sie nie dem unvorbereiteten Volk anheimgeben. Der Meister von Kroton bestand darauf, diese erhabenen Lebensregeln seien nur für jene bestimmt, die ihren Erkenntnishorizont durch Studium, Kontemplation und Ritualmagie beträchtlich ausgedehnt haben. „Nicht jedes Holz ist geeignet, einen Caduceus daraus zu schnitzen.“ So begründete Pythagoras sein strenges Auswahlkriterium. Es gab ein Noviziat, das mindestens ein Jahr zu dauern hatte, und nur bis zu fünf Jahren verlängert werden durfte. Wer dann die Quelle der Schöpfung noch in der sichtbaren Form ansiedelte, musste dem Esoterikon fernbleiben. Esoterikon, der innere Kreis, so bezeichneten die Pythagoreer die verborgenen Höfe des Meisters, wo geistige Gespräche und Exerzitien stattfanden. Pythagoras versicherte seinen Jüngern glaubhaft, dass Übungen in der Dialektik ohne Sinn für das Absolute nur hohle Köpfe hervorbrächten. Für haarspalterische Sophisten galten die Goldenen Versen als gefährlich, da sie in verkehrten Anwendungen zu Irritationen führen. Ausschließlich Adepten, die von der kosmischen Intelligenz geleitet werden, wollte er die Verse als geistige Wegzehrung anvertrauen. In diesem Vortrag betrachten wir die Goldenen Verse in einer Übersetzung aus dem Französischen von Antoine Fabre d’Olivet (1768-1825), einem Schriftsteller, Philologen, Theosophen und Ordensmitglied der Jakobiner. Als einer der Hauptkritiker warf d‘Olivet seinem Zeitgenossen Immanuel Kant vor, die überirdischen Geisteskräfte des menschlichen Individuums verkannt zu haben und dieses auf Ethik und irdische Notwendigkeiten beschränken zu wollen.